Der Fachkräftemangel ist aktuell eine der größten Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Dabei liegt ein Teil der Lösung so nahe: Politik und Unternehmen müssen Frauen gewinnen. Hier liegt ein großes Potenzial. „Wollen Arbeitgeber und die Politik den Fachkräftemangel ernsthaft bekämpfen, müssen sie Frauen stärker in den Blick nehmen. Doch noch immer werden Frauen und Männer oft unterschiedlich bezahlt“, kritisiert Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. Der Gender Pay Gap liegt wie auch im Vorjahr bei 18 Prozent, womit Deutschland im europäischen Vergleich nach wie vor zu den Schlusslichtern zählt. Sieben Prozent weniger verdienen Frauen selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit.
Die gute Nachricht ist: In tarifgebundenen Betrieben sind nicht nur die Entgelte höher – auch der Gender Pay Gap fällt geringer aus. Eine Erhöhung der Tarifbindung wirkt sich also positiv auf die Gleichbehandlung der Geschlechter im Arbeitsleben aus. „Da aber nicht alle Beschäftigten von Tarifverträgen profitieren, brauchen wir wirksame Maßnahmen, um die Lohnlücke zu schließen“, betont Horn. Mit dem Entgelttransparenzgesetz können Frauen und Männer in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten ihren individuellen Auskunftsanspruch zwar wahrnehmen. „Doch es braucht auch Sanktionen bei ungleicher Bezahlung in den Betrieben und die verbindliche Durchführung von Prüfverfahren“, sagt Horn. „Das Entgelttransparenzgesetz muss dringend hin zu einem Entgeltgleichheitsgesetz weiterentwickelt werden.“
Darüber hinaus ruft Horn die Politik dazu auf, die Hürden für Frauen auf dem Arbeitsmarkt abzubauen. Häufig fehlten Regelungen für eine flexible aber selbstbestimmte Arbeitszeit, oft seien auch die Kinderbetreuungsmöglichkeiten unzureichend. Die Folge: Viele Frauen landen ungewollt in der Teilzeitfalle. Horn: „Wir müssen den Fachkräftemangel lösen. Ohne Frauen geht es nicht.“